Photo © GingerEnsemble

Ensemble

Mit nicht-hierarchischen Kompositionen tritt in Thun 2010 erstmals das GingerEnsemble auf, gegründet aus Anlass der InstallAction „Monument GingerSociety Thun“, vor dem das Konzert auch stattfindet. Das Monument – ein Rieseningwer aus Papiermaché, der als Metapher für rhizomatische Wissensmodelle steht – bildet räumlich wie auch thematisch die Vorlage für das Programm mit „nicht-hierarchischen Kompositionen“. Damit begibt sich das GingerEnsemble wachen Sinnes und mit grosser Freude ins Spannungsfeld von Widersprüchen. Ein Programm mit nicht-hierarchischen Kompositionen ist ein hehrer Anspruch an ein eigentlich utopisches Unterfangen. In der Regel gelten in der Musik klare Hierarchien, wobei die Hierarchiefolge Komponist – Interpret – Hörer durchaus auch schillernd mutieren kann. Seit dem Zusammenbruch der ästhetischen Konventionen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und in Folge der daraus entstandenen Kunstrichtungen wie Futurismus, Dadaismus und experimentelle Musik fanden in den frühen 1960er Jahren Künstler in einer Aktionskunst zusammen, die sich als prozessuales, „fliessendes“ Klangereignis verstand: Fluxus!

Im Zusammenspiel von Musik, Theater und Bildender Kunst sollten die Grenzen zwischen den Künsten aufgehoben werden. Autorschaft spielte zwar weiterhin eine Rolle, jedoch verwehrten sich die Künstler gegen jede Vereinnahmung, selbst Urheberrechte wurden für untauglich und nicht adäquat erklärt. Ein Wesenszug, der die Arbeiten der Fluxus-Künstler verbindet, ist der anarchistische Humor: „Jeder, der glaubt, Fluxus sei etwas Ernstes, der irrt sich. Aber jeder, der behauptet, Fluxus sei etwas Unernstes, irrt sich ebenso. Das Einzigartige an Fluxus ist, dass es auch nicht dazwischen liegt … Fluxus ist überall gleichzeitig. Sein Geheimnis ist: es existiert überhaupt nicht, aber es existiert.“ (Al Hansen). Das GingerEnsemble, hervorgegangen aus dem Studienbereich Musik und Medienkunst der Hochschule der Künste Bern, widmet sich in einer Art „historischen Aufführungspraxis“ experimenteller Musik und verortet sich selbst in der Tradition der „Composer / Performer“, wie sie beispielhaft von der legendären „SonicArts Union“ mit Robert Ashley, David Behrman, Alvin Lucier und Gordon Mumma vorgelebt wurde – ein Kollektiv von experimentellen Musikern, das zwischen 1966 – 1976 aktiv war. Das Repertoire des GingerEnsembles umfasst u.a. Stücke von David Behrman, John Cage, Tom Johnson, Takehisa Kosugi, Alvin Lucier, Steve Reich und Robert Watts. Dem „Historischen“ aber nicht ganz verhaftet, kommen auch spannende Eigenkompositionen und Performances der Ensemblemitglieder zur Aufführung. Mittels algorithmischer Komposition, elektroakustischer Musik und dem experimentellen Einsatz neuer Medien werden Aspekte der Wahrnehmung ausgelotet. Nicht-hierarchische Komposition kann hier auch den radikalen Paradigmenwechsel meinen, der sich in experimenteller, prozessorientierter Musik zwischen Publikum und Autor, aber auch zwischen Rezipient und Partizipient vollzieht. Mit dem Programm non-hierarchical compositions schlagen die Künstler des GingerEnsembles eine Brücke zwischen französischer post-stukturalistischer Philosophie und experimenteller Avantgarde-Musik aus den USA: Alle „historischen“ Kompositionen sind rund um das Jahr 1974 entstanden – das Jahr, in dem eines der berühmtesten Vorwörter geschrieben wurde: „Rhizom“ von Gilles Deleuze und Félix Guattari.

Photo © Iliyan Ruzhin

Cyrill Lim

Cyrill Lims Auseinandersetzung mit den Aspekten der Wahrnehmung und der Reflexion der verwendeten Medien führen hauptsächlich zu performativen und installativen Arbeiten, die auf eine experimentelle Art und Weise die physikalischen Eigenschaften von Raum und Material ergründen, um sie auf einer musikalischen Ebene erlebbar zu machen.

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Photo © Nebojsa Vasic

Valerian Maly

Valerian Maly ist nebst seiner künstlerischen Tätigkeit Dozent für Sound Arts und Performance Art an der Hochschule der Künste Bern (HKB) und Kurator/Publizist performancebasierter Projekte und Ausstellungen. Als Kulturproduzent gründete er Ende der 1970er Jahre das Film-, Video- und Performancefestival VIPER. In Bern kuratierte er 2002 das Festival EMIT TIME, von 2011 bis 2017 leitete er das Performance Art Festival BONE. Am Kunstmuseum Bern kuratierte er mit Seraina Renz die Ausstellung «Terry Fox. Elemental Gestures» und initiierte und co-kuratierte 2018 die «République Géniale» nach Robert Filliou im Kunstmuseum Bern. Als Vorstands-Mitglied vom PANCH Performance Art Network Switzerland setzt er sich insbesondere in kulturpolitischen Belangen für die Performance Art ein, und als stellvertretender Präsident des Internationalen Künstlergremiums IKG richtet er sein Augenmerk auf die Umsetzung der Ziele des IKG, nämlich den unentwegten Einsatz für Kunst-Informations- und Pressefreiheit, für kulturelle Selbstbestimmung, Toleranz und kulturelle Vielfalt. Derzeit ist er an dem SNFS-Forschungsprojekt „Performance: Conservation, Materiality, Knowledge“ beteiligt.

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Photo © Nebojsa Vasic

Klara Schilliger

Klara Schilliger arbeitet in den Bereichen Performance Art, Installation und Experimentelle Musik. Die intermediären Arbeiten, die häufig in Zusammenarbeit mit Valerian Maly entstehen, sind oft ortsspezifische Interventionen, denen projektbezogene Recherchen vorausgehen. Für einige Werke, meist mit direktem Einbezug des Publikums, verwenden Schilliger / Maly den Begriff der InstallAction. Sie weisen beide eine rege Performance- und Ausstellungstätigkeit in etablierten Institutionen der Kunstszene ebenso wie an innovativen Off-Spaces und Festivals auf.

malyschilliger.ch

Photo© Kathrin Schulthess

Lara Stanic

ist klassische Musikerin (Flötistin), Komponistin, Medien- und Performancekünstlerin. Sie in den Bereichen zeitgenössische und elektronische Musik, Musiktheater, Klangkunst und Performance Art tätig. Lara Stanic entwickelt eigene Bühnenperformances und komponiert für Solisten, Ensembles und Elektronik. Die Verbindung von elektronischen und digitalen Medien mit dem Körper des Musikers sowie Konzert- und Interpretensituation sind häufige Themen ihrer Arbeiten. In den Experimenten mit Elektronik versucht sie, der Technik verspielte, poetische Wirkung abzugewinnen.

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